Page 43 - Merkblatt erdnistende Wildbienen
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Landwirtschaftliche Gebäude
Alte Gebäude und Gemäuer enthalten oft sehr wertvolle, mürbe gewordene
Stellen aus Lehm, Sandstein etc. sowie viele Ritzen und Hohlräume für Wild-
bienen und viele weitere Tierarten wie Fledermäuse, Vögel etc.
Werden sie saniert oder abgerissen, gehen viele wertvolle Lebensräume verloren.
Auch hier sollte erst eine Bestandesaufnahme der Arten gemacht werden.
ANLEITUNG Wertvolles Gemäuer hinter dem Verputz. (Chur)
Anlegen
Auf das Abreissen oder Sanieren von alten Kanten wo immer möglich verzichten
und Bestandesaufnahmen machen lassen. Wo Gemäuer nur aus optischen Grün-
den verputzt wurden, kann der Verputz je nach Situation wieder entfernt und so
der Nistplatz wieder zugänglich gemacht werden.
Beim Abstechen einer neuen Wand darauf achten, dass sie oben überhängend ist
und so die oberen Teile der Wand immer trocken bleiben:
Sandstein Buckel-Seidenbiene-Nestern. (Mont Vully, FR)
BEISPIELE
Überhängend, so dass regengeschützte Kante, die dem Regen voll
Bereiche entstehen ausgesetzt ist
Doch auch hier gilt: je vielfältiger die Kanten, desto attraktiver und wertvoller Wand mit Lehm und Sandstein. (Wahlen, BL)
für verschiedene Arten von Wildbienen.
Beachten
Beim Abkanten darauf achten, das dahinterliegende Nester möglichst nicht zer-
stört werden: Es kann sein, dass man während der Wintermonate keine Nestein-
gänge sieht, solche aber bestehen: Deshalb soll so viel wie nötig aber so wenig
wie möglich abgetragen werden.
Werden Steilwände neu gebaut, ist auf geeignetes Substrat zu achten: Das Wand-
substrat ist geeignet, wenn es sich mit dem Fingernagel abschaben lässt.
Anlocklöcher sind nicht wirklich nötig oder wenn, dann nur einzelne: Diese Arten Abbruchkante vom Trockenmauerbau. (Vogelrüti AG)
wollen selber graben und halten nach intakten Stellen Ausschau.
Neu angelegtes Material gut prüfen: Beispielsweise ist «Schlemmsand» für
Erdnister horizontal oft gut geeignet, aber vertikal verbaut für Steilwand-Bewoh-
ner zu fein, weil er leicht herabrieselt. Gerade bei grossen Strukturen lohnt sich
vorab ein Test an einer kleinen Fläche.
Pflegen
Von Bewuchs freihalten; speziell überhängende, beschattende Pflanzen vermeiden
sowie das Zuwachsen des Fusses der Kante. Eine alte Grube wurde freigelegt und ist wieder ein be-
liebter Nistplatz. (Bannholz, Naturpark Gantrisch BE)
PFLANZEN
Als Nahrung für diese Arten sind
besonders beliebt:
– Lungenkraut
– Beinwell
– Rainfarn
– Efeu
– etc.
Sandsteinmolasse-Wand am Wanderweg. (Vully, FR)
Wildbienenfreundliche Landwirtschaft 43