Page 42 - Merkblatt erdnistende Wildbienen
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Überhängende Abrisse, Steilkanten



          Nest mit Weitblick



         Senkrechte Flächen nutzen                                             BEISPIELE
         Einige Arten nisten in den senkrechten Wänden von Abbruchkanten, Ufer-
         hängen, Lehmmauern, Sandwänden etc.  Das kann eine besonnte Stelle an
         einem Flussufer sein, eine Abbruchkante in einem Kieswerk, ein Sandstein-
         Fels, ein Rutschhang etc.  Beliebt sind auch die auslaufenden Neigungen am
         Fuss solcher Kanten, die für Erdnister von grosser Bedeutung sind.
         Solche Strukturen sind oft verdeckt von Bewuchs oder einer Humusschicht,
         die man leicht freilegen und so die Strukturen als Nistplätze wieder zugäng-
         lich machen kann.
         In den Hohlräumen, kleinen Spalten oder in verlassenen Nestern solcher
         Kanten nisten oft hohlraumbewohnende Wildbienen.  Beispielsweise hat   Schachtring gefüllt mit Sand. (Leutwil)
         die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) – eine frühe Bestäuberin für
         Obstkulturen – eine grosse Vorliebe für Sandwände, wo sie die verlassenen
         Nester von Frühlings-Pelzbienen (Anthophora plumipes) nutzt. Hohlräume in
         solchen Kanten sind auch beliebte Schlafquartiere von Wildbienen; einige
         Männchen können sogar Abend für Abend an den selben Ort zurückkehren.
         Im Siedlungsraum können sich solche Nistplätze in altem, mürbe geworde-
         nem Gemäuer oder Lehmverputz etc. finden und sollten erhalten werden.
         An gut besonnten (und durch ein Vordach geschützten) Hauswänden kann
         man Trockenmauern, mit Sand gefüllte grosse Pflanztröge anbringen etc.:
         Je grösser die Fläche, desto attraktiver.                             Offene Kante am Strassenrand. (Otelfingen)

         Auch kleine Abstechkanten (−› Randkanten) sind umso wichtiger, weil es
         immer weniger solcher lehmverputzter Wände gibt.

         Sandgruben nicht auffüllen
         Die Steilwände von Sandgruben gehören zu den wertvollsten Nistplätzen
         für steilwandbewohnende Wildbienen. Hier ist es besonders problematisch,
         wenn sie nur als «Wunden» in der Landschaft wahrgenommen und aus
         lediglich wirtschaftlichen Gründen mit Müll und Schutt aufgefüllt oder
         durch eine Humusschicht geschlossen werden. Solche Gruben (auch kleine)   Sandwand mit Steinen befestigt. (Papiliorama)
         sollten als Lebensraum für Tiere – insbesondere als Nistplatz für Wildbienen
         – erhalten bleiben.
         Ungeeignet: Steingefüllte Drahtgitter-Gabione
         Steingefüllte Gabione sind ein Trend, doch sie eignen sich als Nistplatz
         für Wildbienen nicht, da bei Regen alle Bereiche nass werden. Wildbienen
         brauchen jedoch kleine, enge Spalten, die gut geschützt sind und trocken
         bleiben.
                                                                               Abbruchkante im Wildbienengarten.



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