Page 27 - Merkblatt erdnistende Wildbienen
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NEUGESCHAFFENE ERDSTR UKTUREN
Pflege
Auch hier ist Vielfalt entscheidend
Pflegen Sie Flächen mosaikartig und kleinflächig, damit verschiedene
Stadien entstehen, ein Teil des Nahrungsangebots bestehen bleibt, neue
Nistbereiche entstehen etc. So wird die Fläche aufgewertet statt zu
verarmen.
Am besten ist es, einen individuellen Pflegeplan zu erstellen, welcher der
örtlichen Situation entspricht. Hier einige allgemeine Empfehlungen:
Wider den Ordnungssinn
Wertvolle Orte werden von Unkundigen manchmal fälschlicherweise als
negativ bewertet: «verwildert», «vernachlässigt», «ungepflegt», «Schand-
fleck» – tatsächlich sind solche Orte aber aus ökologischer Sicht oft enorm
strukturreich und wertvoll. Es gibt gute Mittel, um auch ästhetischen Starken Bewuchs vertragen nur wenige Arten, deshalb sollte er durch
Ansprüchen gerecht zu werden, indem beispielsweise an den Rändern ausreichende und gezielte Pflege möglichst vermieden werden.
gemäht wird oder Informationstafeln aufgestellt werden.
Zeitpunkt
Ein guter Zeitpunkt für grössere Pflegemassnahmen ist die bienenflugfreie
und vegetationsfreie Zeit von November bis Mitte Februar.
Offenheit erhalten
Bei Bodenstrukturen gilt es vor allem, sie offen zu erhalten und ein Über-
wachsen zu vermeiden. Wildbienen nisten wenn möglich wieder am Ort,
an dem sie geschlüpft sind; so können über mehrere Jahre besonders wert-
volle Aggregationen entstehen. Müssen sie ausweichen, weil der Nistplatz
durch starken Bewuchs unattraktiv geworden ist, verbraucht dies Zeit und
Energie für die Suche nach (seltenen) Alternativen. Dynamische Lösungen
sollten deshalb zweite Wahl sein (wie das jährliche Neuschaffen von Keimlinge früh und vorsichtig auszupfen, damit der Boden
Bereichen statt der Pflege der jungen Strukturen). möglichst nicht gestört wird.
Bewuchs verhindern
Auf keinen Fall Herbizide oder andere chemische Mittel verwenden!
Auch auf andere Mittel verzichten, welche Bodenbewohner beeinträchtigen
(Abflammen, Essig, Laubbläser etc.)
Bodenstrukturen am besten gar nicht bepflanzen, oder aber nur ganz
spärlich. Regelmässig den unerwünschten Bewuchs von Hand entfernen:
nicht jäten, nicht harken oder möglichst tief schneiden (am besten mit der
Sense, damit möglichst viel offener Boden wieder schön lückig frei wird).
Am besten während den Beobachtungen am Nistplatz sichtbare Keimlinge
regelmässig vorsichtig auszupfen, bevor sie zu gross werden. Ist eine Pflanze
schon grösser und Sie spüren beim Ziehen, dass Teile des Bodens gestört
würden, können Sie den Stängel der Pflanze zwischen die Finger nehmen
und mit der Hand auf den Boden drücken. Mit der anderen Hand ziehen Sie
nun die Pflanze langsam und vorsichtig heraus, sodass der Boden an der
Stelle bleibt und nur die Wurzel herausgezogen wird (Bild links). Würde der
Boden sogar dann gestört, ist es eventuell besser, die Pflanze abzuschneiden.
Mit Steinen belegen
Die Oberflächen von kleinen Strukturen können mit kleinen (Kalk-)Steinen
belegt werden, damit der Zugang zum Sand für die Wildbienen noch frei
bleibt, aber der Bewuchs zurückgedrängt wird. Hier ist die Pflege leicht
möglich. Auf solche Flächen können idealerweise auch leere Schnecken-
häuschen als Nistplatz für Schneckenhaus-Mauerbienen ausgelegt werden. Locker mit Steinen belegt, helfen diese, den Bewuchs zurückzuhalten.
Wildbienenfreundliche Landwirtschaft 27