Page 13 - Merkblatt erdnistende Wildbienen
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1. PRIORITÄT
Erhalt und Schutz bestehender Strukturen
Entstanden über lange Zeit
Offene Bodenstellen in der Naturlandschaft entstehen immer wieder neu,
beispielsweise an Flussufern durch Erosion, durch Waldbrände, Erdrutsche,
zurückbleibende Sandansammlungen nach Überflutungen etc. Sie können
durch natürliche Sukzession etc. auch wieder Verschwinden. Andere beste-
hen über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Bestehende Nistplätze haben
einen unschätzbaren Wert, und neu geschaffene Bereiche können diese nicht
immer ersetzen. Die Besiedlung kann je nach Situation lange dauern, und es
wird vielleicht nicht dieselbe Artenvielfalt erreicht werden können. Deshalb
sollten Erhalt und Schutz bestehender Strukturen erste Priorität haben.
Weshalb Wildbienen an bestimmten Orten nisten, können wir Menschen nach
objektiven Gesichtspunkten nicht immer nachvollziehen. Oftmals stimmen bei
Nistplätzen verschiedene Bedürfnisse und Anforderungen überein, was zu einer
Nutzung derselben führt. Schon kleine Eingriffe können empfindlich sein und zur
Folge haben, dass einzelne Arten dadurch nicht mehr an diesem Ort leben können:
Sei es, weil die Nahrungsressourcen nicht mehr vorhanden sind, oder aber das
Baumaterial, die nötige Sonneneinstrahlung fehlt etc.
Deshalb gilt es stets vorrangig, diese schon besiedelten Orte zu schützen:
Die Vielfalt der Lebensräume, der Strukturen, der Stadien, unterschiedlicher
Konsistenzen und Sukzessionsgrade etc.
Fatal ist es beispielsweise, wenn offene Bodenflächen oder Brachen eingesät
oder bepflanzt werden, ohne vorab die Besiedlung zu prüfen. So können
wertvolle Nistplätze durch Bewuchs zerstört werden. Wo Eingriffe unumgänglich
sind, sollte man vorab Bestandesaufnahmen machen, um sich über Arten und ihre
Bestände klar zu sein und sich der Folgen der Eingriffe bewusst zu werden und
sie somit abschwächen zu können.
Umsiedeln kaum möglich
Wird besiedeltes Substrat umplatziert,
werden dabei viele Brutzellen zerstört.
Deshalb ist es fast nicht möglich,
erdnistende Wildbienen umzu-
siedeln und falls doch, dann nur mit
sehr grossen Verlusten an zerstörten
Brutzellen. Sinnvoller – jedoch viel
aufwändiger – ist es, erneutes Nisten
im Folgejahr zu vermeiden. Solche
Projekte sollten aber unbedingt von
Wildbienennester am Lehmverputz eines historischen Wildbienenspezialisten beraten und soio.ch
Pfahlbauerhauses: Wer weiss, wie lange schon ... begleitet werden.
Wildbienenfreundliche Landwirtschaft 13